Willkommen auf der vielleicht  ersten Express-Seite Deutschlands!

Hier gibt's die Bilder von der Restaurierung meiner Express Radex 151 von 1952 und das Datenblatt:

Wie ich zum Oldtimerhobby kam

  • Bestandsaufnahme
  • Alles selbstgemacht außer drei Teile
  • Lackierung
  • Bilder vom ersten Ausflug

Auf den Seiten der Stadt Neumarkt gibt’s
Infos zu der Sonderausstellung des Stadtmuseums Neumarkt
die vom 17. Mai bis 22. Nov. 1998 stattfand.

Auf den Seiten der Express-IG gibt’s Infos zur Marke Express und Tips zur Restaurierung.


Zu meiner Express gekommen bin ich über  meinen Freund Olli F. aus W. (vollständige Adresse ist der Redaktion bekannt),  der von dem Opa seiner jetzigen Frau eine alte Zündapp DB 201 geschenkt!! bekam.  Als Zahnarzt hatte er nicht ganz so die connections und deshalb speichte ich ihm die Räder ein nachdem mein Nachbar sie lackiert hatte. Das ging schon leichter  als gedacht und als es dann so weiter ging, kam irgendwann der Punkt, wo ich mir  dachte, wenn das Ding endlich wieder fährt, kannste nich' mit 'ner 600er KTM nebenherballern. Also kaufte ich die nächstbeste Oldtimer Praxis und las die  Anzeigen. Einzig erschwinglich erschien mir eine Express, von der ich damals  noch gar nicht wußte was ich mir darunter vorzustellen hatte. Nach einem kurzen Telefongespräch schickte mir der Inserent zwei Polaroidfotos, auf denen lediglich ein Öltriefendes Etwas in einer Garage zu erkennen war. Ein weiteres Gespräch später wußte ich, daß ich nicht wußte was ich mir einhandelte... Mein  Vater sagte sinngemäß: "Sohn, kauf dir bloß kein Zweitakter, da stinken die Klamotten immer so!"

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ÜberführungsfahrtFür DM 800.- wechselte sie schließlich den Besitzer an der Autobahnraststätte Seesen/Harz, was ziemlich genau in der Mitte zwischen  Karben (wo ich wohne) und Lüchow (wo der Verkäufer wohnte) liegt. Wir (mein  Bruder und ich) trafen uns also mit dem letzten Besitzer dort zwecks Umladung  der nicht mehr fahrbereiten Maschine. Er sicherte mir zu, daß der Motor bestimmt laufen würde und daß er die Kupplungsscheiben gewechselt hatte. Mit Hilfe eines  mitgebrachten Fotoalbums seiner anderen Oldtimer versicherte er uns glaubhaft,  daß er uns nicht übers Ohr hauen wollte. Das Moped war marode aber komplett bis auf Schalthebel, Kickstarter und Rücklicht. Die Hebel sollte ich noch bekommen, vom Rücklicht gibt es Nachbauten. Das ist ein entscheidender Vorteil bei Konfektionärsmotorrädern: Man bekommt die meisten Anbauteile noch so oder so wie  sie damals hätten angebaut sein können. Man kann heute gar nicht mehr genau nachvollziehen was die Hersteller so alles anbauten, wenn ihre Regale leerwaren.Originalitätsfetischisten ist jeder Wind aus den Segeln genommen weil die Maschinen bei ihrer Auslieferung meistens nicht einmal den Werkfotos entsprachen. Zuhause angekommen stellte mein Vater erst mal meinen Geisteszustand in Frage. Warum so weit fahren, wo doch der nächste Schrotthändler um die Ecke ist...

Linke Seite OriginalzustandBei  näherer Betrachtung stellten wir fest, daß der letzte Benutzer das Moped  lackiert hatte: Die roten Teile mit ca. RAL 3000, die goldenen Partien mit einem weißlichen Ton und die Aluteile mit Silberbronze. Die Linierung hatte er ziemlich ignoriert und die weißen Linien durch schwarze ersetzt. Danach hatte er  das ganze Krad (wirklich das Ganze) mit Zaponlack überzogen, d.h. er hat alles mit einem damals klaren Lack überzogen. Wie Zaponlack das so an sich hat vergilbte er allmählich und so verwandelte sich weiss in eierschalfarben und silber in gold. Erst viel später wurde mir klar, daß dieser Lacküberzug das  Motorrad eher konserviert als verschönt hatte und dadurch eine gute  Ausgangsbasis vorhanden war.

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Tank von linksNach der kompletten Demontage restaurierte ich zuerst die hübschen Aluschildchen mit dem springenden Windhund. An die Wand  gepinnt motivierten sie mich zu weiterem Tun. Der Motorblock wurde nur mit Drahtbürste und Bohrmaschine bearbeitet und bekam so wieder fast Neuzustand. Den  Rahmen mußte ich nur anschleifen. Die Ausleger für die Fußrasten waren durch  einige Bodenberührungen nach hinten gepfeilt, konnten aber kalt gerichtet  werden. Die geschmiedeten! Alugabelbrücken und ein paar andere Aluteile habe ich  nur mit Polierpaste von Hand bearbeitet.

 

Nur drei Teile verließen das Haus: Der Zylinder, der Zylinderkopf und das Motor von rechts, restauriertVergasergehäuse wurden glasgestrahlt, um das naturrauhe Aluminium wieder hinzukriegen. Mein Vater, der mir natürlich vom Kauf abgeraten hatte, auch weil er so seine eigene Erfahrungen hatte, riß mir, nachdem er erst mal seinen Narren daran gefressen hatte die Blechteile aus der Hand. Es gibt auch  wirklich kaum ein dankbareres Restaurierungsobjekt als so ein einfaches  Motorrädchen: Alles was man anfaßt erklärt sich beim Zerlegen selbst und wer das  alles nicht begreift, der läßt es lieber sein. Nur bei der  Jurisch -Hinterradfederung mußten wir etwas raten, weil wir keine Unterlagen hatten und ich diesen Typ Federung einfach nicht kannte. Einen fundierten  Einblick in die Motorrad- und Rollertechnik verschafft übrigens der Trzebiatowsky, als Reprint des Standardwerks von 1955 erschienen bei Bulldog Press.Sehr gute Hilfe bei der Elektrik gibt der Kupferwurm von Carl Hertweck, auch als Reprint von 1961  erschienen beim Motorbuch Verlag.

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RahmenEin Blick in die Lackierwerkstatt zeigt, daß Papa kein Anfänger war. Man beachte den Rahmenständer, gebaut aus  Flachstahl, Wasserrohr und einem Sonnenschirmständer (nicht im Bild). Alle Teile  sind übrigens mit der Sprühdose lackiert. Entgegen kam uns, daß ein Farbton von  Mercedes-Benz (Barolorot) genau demneuer Werkzeugkasten Express-Weinrot entspricht. Das Altgold gab es einmal beim VW-Käfer. Die aufwändige Linierung haben wir erst mit Schleppinsel versucht;  nach dem vierten Bier waren die Finger immer noch so zittrig, daß wir uns entschlossen abzukleben. Nach dem Klarlack sieht man es fast nicht mehr...

LackierereiAußerdem fertigte mir Papa den fehlenden Werkzeugkastendeckel aus Kunststoff nach. (Mit der Heißluftpistole über einem Holzklotz geformt.) Auch die Messingschraube ist selbstgebaut. Dieses Motorrad ist tatsächlich so einfach gebaut, daß man noch nicht einmal die Teile beim Zerlegen ordentlich kennzeichnen und eintüten muß. Bis man es wieder zusammenbaut kann man sich die paar Einzelheiten gut merken.

 

Express vor ScheuneDie Bilder der ersten  Ausflüge zeigen, daß es sich lohnt auch ein Brot-und-Butter-Motorrad aus den  Fünfzigern zu restaurieren. Wenn erstmal der erste Autofahrer überholt und den Daumen nach oben zeigt läuft einem schon ein Schauer über den Rücken und man hat  das Gefühl, daß man es nicht ganz falsch gemacht hat. Und wenn dann die ersten  älteren Herren kommen und erzählen, daß sie auch schon mal so ein Motorrädchen hatten und ewig keins mehr gesehen haben freut man sich erst recht

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Rechte Seite, restauriert  Ausfahrt im Vogelsberg

Datenblatt

Motor:

,,Sachs"-Einzylinder-Zweitakt-Motor mit Kickstarter, Sachs-Gegenstromspülung (DRP.753726), Hub 58 mm, Bohrung 57 mm, Hubraum 147 cm, Leistung 6,5 PS bei 4700 U/min,Gemischschmierung 25:1

Getriebe:

 Im Motorblock 4-Gang Fußschaltung.

Elektrische Ausrüstung:

Bosch-Schwungrad-Lichtmagnetzünder 6V, 27W. Scheinwerfer mit 25/25W  Biluxlampe, elektr. Horn.

Vergaser:

F. u. S.-Kolbenschieber-Vergaser 20 mm Durchlaß mit großem Naßluftilter und  Starthilfe.

Kraftübertragung:

Leicht nachstellbare Rollenkette 1/2 x1/4", 8,5 mm Rollen, durch doppelten Kettenkastengeschützt.

Rahmen:

Nahtlos gezogene Präzisions-Stahlrohre, Steuerkopf gemufft, hartgelötet.

Vordergabel:

Formschöne Teleskopgabel mit gepreßten Leichtmetall-Jochen
und eingebautem Steuerkopfschloß.

Hinterradfederung:

Jurisch-Federung Pat. a. mit Hinterbau verschweißt. 

Lenker:

Elegante Form, verstellbar mit Drehgasgriff.

Sattel:

Großer Schwingsattel mit Gummidecke.

Kraftstoffbehälter:

Satteltank mit großem Einfüllstutzen, Fassungsvermögen 12 Ltr.
Kniekissen und eingebauter Werkzeugbehälter.

Räder:

Tiefbettfelgen l.60x19, Bereifung 2.75-19, vorn Rillen-, hinten  Stollen-Reifen.

Bremsen:

Volltrommelbremsnaben mit Belägen 150 mm ,25 mm breit,
Bremsfläche 118  cm, Hinterrad-Steckachse.

Schutzbleche:

Breite, tiefgezogene Bleche mit Seitenschutz.

Werkzeugkasten:

Seitlich am Hinterbau und im Tank, mit komplettem Werkzeug.

Emaillierung:

Tiefschwarz, Tank und Schutzbleche in fischsilber abgesetzt; Felgen, Auspuffrohre und Schalldämpfer-Enden verchromt.

Tachometer:

Im Scheinwerfer eingebaut, beleuchtet; Anschluß vom Getriebe.

Gewicht:

94 kg vollgetankt.

Zul. Gesamtgewicht:

244 kg.

Höchstgeschwindig keit:

ca. 80 km/std.

Kraftstoffnormverb rauch:

ca. 2,2 Ltr./100 km bei 50 km/std.

Abmessungen

Radstand: 1280 mm, Sattelhöhe: 720 mm, Gesamtlänge: 1955 mm, Gesamtbreite: 710 mm.

Das Modell wird auf Wunsch gegen entsprechenden Aufpreis ausgestattet mit: Lenkungsdämpfer, verchromtem elektrischem Horn, verchromtem Tank, verchromtem Auspufftopf und auch weinrot emailliert.

Druck: Zerreis, & Co.. Nürnberg

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