Willkommen auf der vielleicht ersten Express-Seite Deutschlands!
Hier gibt's die Bilder von der Restaurierung meiner Express Radex 151 von 1952 und das Datenblatt:
Wie ich zum Oldtimerhobby kam
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Auf den Seiten der Stadt Neumarkt gibt’s |
Auf den Seiten der Express-IG gibt’s Infos zur Marke Express und Tips zur Restaurierung. |
Zu meiner Express gekommen bin ich über meinen Freund Olli F. aus W. (vollständige Adresse ist der Redaktion
bekannt), der von dem Opa seiner jetzigen Frau eine alte Zündapp DB 201 geschenkt!! bekam. Als Zahnarzt hatte er
nicht ganz so die connections und deshalb speichte ich ihm die Räder ein nachdem mein Nachbar sie lackiert hatte.
Das ging schon leichter als gedacht und als es dann so weiter ging, kam irgendwann der Punkt, wo ich mir dachte,
wenn das Ding endlich wieder fährt, kannste nich' mit 'ner 600er KTM nebenherballern. Also kaufte ich die nächstbeste
Oldtimer Praxis und las die Anzeigen. Einzig erschwinglich erschien mir eine Express, von der ich damals noch gar
nicht wußte was ich mir darunter vorzustellen hatte. Nach einem kurzen Telefongespräch schickte mir der Inserent zwei
Polaroidfotos, auf denen lediglich ein Öltriefendes Etwas in einer Garage zu erkennen war. Ein weiteres Gespräch
später wußte ich, daß ich nicht wußte was ich mir einhandelte... Mein Vater sagte sinngemäß: "Sohn, kauf dir bloß kein
Zweitakter, da stinken die Klamotten immer so!"
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Für DM 800.- wechselte sie schließlich den Besitzer an der Autobahnraststätte
Seesen/Harz, was ziemlich genau in der Mitte zwischen Karben (wo ich wohne) und
Lüchow (wo der Verkäufer wohnte) liegt. Wir (mein Bruder und ich) trafen uns also
mit dem letzten Besitzer dort zwecks Umladung der nicht mehr fahrbereiten
Maschine. Er sicherte mir zu, daß der Motor bestimmt laufen würde und daß er die
Kupplungsscheiben gewechselt hatte. Mit Hilfe eines mitgebrachten Fotoalbums
seiner anderen Oldtimer versicherte er uns glaubhaft, daß er uns nicht übers Ohr
hauen wollte. Das Moped war marode aber komplett bis auf Schalthebel, Kickstarter
und Rücklicht. Die Hebel sollte ich noch bekommen, vom Rücklicht gibt es
Nachbauten. Das ist ein entscheidender Vorteil bei Konfektionärsmotorrädern: Man bekommt die meisten Anbauteile
noch so oder so wie sie damals hätten angebaut sein können. Man kann heute gar nicht mehr genau nachvollziehen
was die Hersteller so alles anbauten, wenn ihre Regale leerwaren.Originalitätsfetischisten ist jeder Wind aus den
Segeln genommen weil die Maschinen bei ihrer Auslieferung meistens nicht einmal den Werkfotos entsprachen.
Zuhause angekommen stellte mein Vater erst mal meinen Geisteszustand in Frage. Warum so weit fahren, wo doch
der nächste Schrotthändler um die Ecke ist...
Bei näherer Betrachtung stellten wir fest, daß der letzte Benutzer das Moped lackiert hatte: Die roten Teile mit ca. RAL 3000, die goldenen Partien mit einem weißlichen Ton und die Aluteile mit Silberbronze. Die Linierung hatte er ziemlich ignoriert und die weißen Linien durch schwarze ersetzt. Danach hatte er das ganze Krad (wirklich das Ganze) mit Zaponlack überzogen, d.h. er hat alles mit einem damals klaren Lack überzogen. Wie Zaponlack das so an sich hat vergilbte er allmählich und so verwandelte sich weiss in eierschalfarben und silber in gold. Erst viel später wurde mir klar, daß dieser Lacküberzug das Motorrad eher konserviert als verschönt hatte und dadurch eine gute Ausgangsbasis vorhanden war.
Nach der kompletten Demontage restaurierte ich zuerst die hübschen Aluschildchen mit dem springenden Windhund. An die Wand gepinnt motivierten sie mich zu weiterem Tun. Der Motorblock wurde nur mit Drahtbürste und Bohrmaschine bearbeitet und bekam so wieder fast Neuzustand. Den Rahmen mußte ich nur anschleifen. Die Ausleger für die Fußrasten waren durch einige Bodenberührungen nach hinten gepfeilt, konnten aber kalt gerichtet werden. Die geschmiedeten! Alugabelbrücken und ein paar andere Aluteile habe ich nur mit Polierpaste von Hand bearbeitet.
Nur drei Teile verließen das Haus: Der Zylinder, der Zylinderkopf und das Vergasergehäuse wurden glasgestrahlt, um das naturrauhe Aluminium wieder hinzukriegen. Mein Vater, der mir natürlich vom Kauf abgeraten hatte, auch weil er so seine eigene Erfahrungen hatte, riß mir, nachdem er erst mal seinen Narren daran gefressen hatte die Blechteile aus der Hand. Es gibt auch wirklich kaum ein dankbareres Restaurierungsobjekt als so ein einfaches Motorrädchen: Alles was man anfaßt erklärt sich beim Zerlegen selbst und wer das alles nicht begreift, der läßt es lieber sein. Nur bei der Jurisch -Hinterradfederung mußten wir etwas raten, weil wir keine Unterlagen hatten und ich diesen Typ Federung einfach nicht kannte. Einen fundierten Einblick in die Motorrad- und Rollertechnik verschafft übrigens der Trzebiatowsky, als Reprint des Standardwerks von 1955 erschienen bei Bulldog Press.Sehr gute Hilfe bei der Elektrik gibt der Kupferwurm von Carl Hertweck, auch als Reprint von 1961 erschienen beim Motorbuch Verlag.
Ein Blick in die Lackierwerkstatt zeigt, daß Papa kein Anfänger war. Man beachte den Rahmenständer, gebaut aus Flachstahl, Wasserrohr und einem Sonnenschirmständer (nicht im Bild). Alle Teile sind übrigens mit der Sprühdose lackiert. Entgegen kam uns, daß ein Farbton von Mercedes-Benz (Barolorot) genau dem Express-Weinrot entspricht. Das Altgold gab es einmal beim VW-Käfer. Die aufwändige Linierung haben wir erst mit Schleppinsel versucht; nach dem vierten Bier waren die Finger immer noch so zittrig, daß wir uns entschlossen abzukleben. Nach dem Klarlack sieht man es fast nicht mehr...
Außerdem fertigte mir Papa den fehlenden Werkzeugkastendeckel aus Kunststoff nach. (Mit der Heißluftpistole über einem Holzklotz geformt.) Auch die Messingschraube ist selbstgebaut. Dieses Motorrad ist tatsächlich so einfach gebaut, daß man noch nicht einmal die Teile beim Zerlegen ordentlich kennzeichnen und eintüten muß. Bis man es wieder zusammenbaut kann man sich die paar Einzelheiten gut merken.
Die Bilder der ersten Ausflüge zeigen, daß es sich lohnt auch ein Brot-und-Butter-Motorrad aus den Fünfzigern zu restaurieren. Wenn erstmal der erste Autofahrer überholt und den Daumen nach oben zeigt läuft einem schon ein Schauer über den Rücken und man hat das Gefühl, daß man es nicht ganz falsch gemacht hat. Und wenn dann die ersten älteren Herren kommen und erzählen, daß sie auch schon mal so ein Motorrädchen hatten und ewig keins mehr gesehen haben freut man sich erst recht
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